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48 km Wandermarathon auf dem Westerwaldsteig

Ok, ich geb’s ja zu – ein 48 km langer Wandermarathon ist nicht gerade das klassische Familienwanderthema. Aber ich hab am Wochenende im Westerwald richtig coole Wandertrails auf dem Westerwaldsteig entdeckt – und zumindest auf den letzten 15 km auch mich neu :-) Ich will Euch mal vom Treffen von Wander- und Reisebloggern in Bad Marienberg und auf dem Westerwaldsteig berichten…

48 km an einem Tag wandern? Es gab schon Jahre, da bin ich keine 48 km gewandert… Kriegt man das hin? Ist das nicht völlig gaga? Vor allem: Krieg ich das hin, mit dem vielen Gestänge im Schienbein nach dem Unfall vor einem Jahr. Nicht fragen, ausprobieren – dachte ich mir, als mir die Einladung von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH und vom Westerwald Touristik Service ins Postfach flatterte. Und während meine Bloggerkollegen teils eifrig am Trainieren waren, hab ich mich dann doch eher untrainiert der Herausforderung gestellt, den Marathon anzugehen. Mal von Hinterstein zum Iseler und zurück mit 15 km und 1300 Höhenmeter. Mal zum Bärenköpfle und über Gunzesried zurück mit 11 km und 800 Höhenmeter. Aber einen Spaziergang mit den Kids oder einen Nachmittag am Bolzplatz einzutauschen gegen einen Trainingstag fürs Bloggerwandern? Brachte ich dann doch nicht übers Herz.

So fuhr ich denn mit äußerst gemischten Gefühlen gen Westerwald. Oder sagen wir es ehrlich: mit voller Hose :-). Doch zunächst der Prolog. Für jemanden, bei dem das „Unterland“ spätestens bei Kempten beginnt, war der Westerwald als bis dato Terra Incognita (hier bin ich immer nur mit dem ICE und Tempo 300 auf der Schnellfahrstrecke durchgerast) erstaunlich hügelig, ich staunte angesichts der vielen kleinen und mittleren Berglein und Erhebungen, die mir allerdings mangels eines richtigen Tals auch jedwede Orientierung völlig unmöglich machten. Aber es gibt ja ein Navi, so dass ich fast erschrak, als ich plötzlich vor der Hoteltür im Hotel Wildpark in Bad Marienberg stand. Vor der Haustür: ein Aussichtsturm mit vier Etagen und 17,4 Metern Höhe (raufgezittert), ein Wildpark (durchgelaufen), der Basaltpark (sehenswerte Landschaft und lesenswerte Infotafeln und der Apothekergarten (informativ) in Bad Marienberg, der uns samt dem Barfußpfad (wohltuend, aber einen Tag zu früh) vorgestellt wurde.

Ein Smoothie

Am Samstag erwartete uns strömender Regen zur eigentlichen Wanderung. Wir starteten an der Holzbachschlucht mit einem Smoothie (Westerwald-sprich: „smoti“) und zischelten sogleich bergab in die Schlucht, die nicht ganz so steil und tief war, wie ich’s vom Allgäu kenn, aber doch sehenswert. Und gleich nach der Schlucht begrüßte uns der Westerwaldsteig mit all seiner Pracht: richtig gute Wege, die gut gepflegt sind und uns auf den besten Bodenbelägen, die der Wanderer sich wünschen kann, über die 48 km begleiten sollten. Waldböden, Wiesenwege, kaum ein Feldweg, fast gar kein Asphalt. Das ist gut für die Füße, gut für die Gelenke, aber manchmal nicht gut fürs Gemüt – wenn man statt Westerburg zu durchlaufen, einen 8 kmlangen Halbmond um den Ort mit drei Aufs und zwei Abs von jeweils knapp 80 Höhenmetern macht (alle Angaben gefühlt und ohne Gewähr :-) ) – aber das ist auch der Sinn und Zweck dieses Weitwanderwegs: Genieße das Wandern und den Weg und schau nicht, dass du schnellstmöglichst ankommst…

Für einen eher „zielorientierten“ Wanderer wie mich (Berg rauf, Alpe, Käsbrot, Schorle, wieder runter) also das erste Neuland. Die Damen und Herren von Westerwald Touristik kümmerten sich rührend um uns, begleiteten uns mit Getränken und jeder Menge Verpflegung vom Müsliriegel über die (sehr schmackhafte) Original Westerwälder Kartoffelsupp bis bin zur Westerwald-Schokolade und sorgten für Wohlfühlmomente in den Pausen. Aber die 48 km mussten halt unter die Wanderschuhfußsohlen genommen werden: Bis Kilometer 10 kein Befund, bis 20 Kilometer diverse Zipperlein am linken Bein, das ich wegen des verletzten rechten Beins vermutlich stärker belastet habe. Und nun begann die nächste Terra Incognita: Ich kann mich nicht erinnern, jemals mehr als 30 km an einem Tag gewandert zu sein – und das war sagenhafte 15 Jahre her.

Gut, dass die Pausen mit zunehmender Wanderdauer in immer kürzer angesetzt waren. Gut, dass ich mit Yves einen treuen Begleiter an meiner Seite hatte. Gut, dass meine gut eingelaufenen Bergschuhe bis zur zwölften Stunde dicht hielten. Gut, dass die ersten Blasen sich erst 5 km vor dem Ziel meldeten – und gut, dass Knie, Sprunggelenke und Muskulatur sowohl am „gesunden“ als auch am „kranken“ Bein einen erstaunlich beschwerdefreien Tag verbrachten. Nur die Gesamtkonstitution – die nahm ehrlich gesagt schon von Stunde zu Stunde, von Pause zu Pause ab. Während ich anfangs noch leidenschaftliche Diskussionen mit den lieben Bloggerkollegen über Gott und die Welt und das Bloggerleben führte, war ich im letzten Drittel echt froh, wenn ich mal alleine „Kilometer machen“ konnte und auch mal eine halbe Stunde meine Ruhe hatte.

Die letzten vier Kilometer waren dann der krönende Abschluss der Tour und dann doch noch eine echte Tortur: Da wir stundenlang durch die nassen Wiesenwege gewandert waren, war die Nässe der vielen tausend Meter Wiesenwege dann doch durchgeapert und ich freute mich über zwei Blasen, die mich auf dem Weg bergab zum Ziel am Stoffelspark dann noch richtig piesackten. Aufgeben kam aber so kurz vor dem Ziel nicht in Frage – und so erreichte ich nach gut 10 Stunden Gehzeit und nach 13 Stunden „auf den Beinen“ kurz vor 21 Uhr das Ziel und die lang ersehnte Dusche, ein Steak und ein kühles Westerwaldbräu. Leute, war das ein geiles Gefühl! :-)

Mit dabei waren übrigens:

…übrigens allesamt richtig interessante Menschen mit spannenden Vitas und tollen Blogs, bei denen ich am Sonntag abend auf der Couch nochmal die große, weite Welt zu mir nach Hause gebracht haben. Inzwischen ist es Dienstag, meine Fußschmerzen sind so, dass ich wieder in Schuhe schlüpfen kann und ich frag mich dauernd, ob ich da nächstes Mal wieder mitwill, wenn ich da nochmal eingeladen werde. Ich fürchte, die Antwort lautet „Ja, logo“ :-)

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