Ein schweißtreibender Nachmittag im Besuchersteinbruch Mühlheim hoch über dem Altmühltal hat uns einige spannende Exponate gebracht. Noch spannender aber war die herrliche Begegnung mit dem Besitzer des Steinbruchs, Roland Pöschl, der uns viele interessante Geschichten rund um die im Stein konservierten Urzeitrelikte erzählt hat.
Wir landen also mit unserem Auto auf den Höhen über dem Altmühltal, hoch droben über Mühlheim. Ziehen unsere Steinbruchklamotten über und melden uns am Eingang. 12 Euro sind im Besuchersteinbruch fällig für den Familieneintritt, für 50 Cent gibt’s noch Hammer und für weitere 50 Cent einen Meißel dazu. Die beiden Damen im Kiosk sind sehr nett, Timmi checkt die Lage in Sachen Transportwesen, hat sich schnell eine Schubkarre und eine Schaufel ausgeguckt – und bald ist unser „Claim“ gefunden und wir legen los. Ein bisschen müssen wir unseren Grabungsort zunächst einmal freilegen – aber dann kommen auch schon die ersten größeren Platten zum Vorschein, denen wir mit vereinten Kräften zu Leibe rücken. Die Funde können sich sehen lassen: einige Fischschuppen, zwei, drei Krebsreste, ein paar „Minischneggla“. Und das alles, obwohl wir ja nicht nur buddeln und klopfen und graben und freilegen, sondern ganz lang auch gebannt fossilen Geschichten lauschen…
Roland Pöschl: ein Fossilienverrückter
Der Roland Pöschl fegt wie ein Wirbelwind über den Platz, hockt sich zu uns, lässt sich Jonas gefundene Habseligkeiten zeigen und gibt noch einige Tipps, wie man am besten an die Stücke rankommt. Roland Pöschl ist einer der Besitzer des Steinbruchs, er hat Hände, die sind so groß wie Bratpfannen und drücken beim Handschlag stark wie Schraubzwingen zu. Er ist ein Fossilienverrückter im positiven Sinne, wuselt das ganze Jahr über in seinem Steinbruch hoch über dem Gailachtal herum, gräbt selber und erklärt, sucht auf eigene Faust und findet gemeinsam mit großen und kleinen Besuchern. Und er erzählt gerne: Geschichten aus seinem Steinbruch. Geschichten aus einer alten, längst gesunkenen und nun wiedergefundenen Welt. Geschichten rund um die fossilen Fundstücke.
Es ist gar nicht so selten, dass „ganz normale Familien“ richtig wertvolle Fundstücke im Steinbruch „heben“. Ein paarmal im Jahr ist Alarm im Steinbruch angesagt, dann stoßen die Hobbyarchäologen auf echte fossile Highlights im Besuchersteinbruch. Dann rückt Pöschl mit all seinem (im übrigen im Selbststudium angeeigneten) Expertenwissen und seinen Profipräparatoren an, um die Fundstücke zu bergen. Meisterlich präpariert, werden aus den oft unscheinbaren Funden detailreiche Ausstellungsstücke, zum Beispiel ein Kugelzahnfisch mit 60 Zentimetern Länge. Einige Exponate sind im Kiosk am Eingang des Besuchersteinbruchs ausgestellt, sie dokumentieren, welch spektakuläre Funde noch gehoben werden könnten…
Viele Stammgäste
Pöschl berichtet von vielen Stammgästen, auf ca. 1000 schätzt er sie. Manche von ihnen kommen bis zu 80 Mal im Jahr, verbringen ihren Jahresurlaub im Steinbruch – und werden je nach Können und Glück entsprechend fündig. Neben der Begleitung seiner Besucher gräbt Pöschl aber auch selber. Mit den Erlösen der präparierten Funde finanziert er den gesamten Steinbruchbetrieb (es wird wöchentlich lastwagenweise Bruchmaterial abgeräumt) – vor allem aber geht er seinem ganz persönlichen fossilen Jagdtrieb nach. Dieser hat ihn soweit gebracht, dass sogar eine vergangene Krebsart inzwischen nach ihm benannt ist: Ein Erstfund, ein so genannter Holotyp, heißt inzwischen „Paläastacus Pöschli“.
Die Besonderheit im Mühlheimer Bruch ist, dass die Knochen von den Erdmassen nicht zerquetscht wurden, sondern sanft umschlossen wurden. „Die Fossilien sind quasi 3D“, sagt Pöschl. Daher auch die weltweite Beliebtheit des Steinbruchs: Eine japanische Forschergruppe findet sich regelmäßig ein, die „Sendung mit der Maus“ war schon vor Ort und auch der bekannte Dokumentarfilmer Sir David Attenborough drehte schon im Mühlheimer Steinbruch. Angeblich war auch schon Hollywoodstar Johnny Depp zum Steineklopfen in Mühlheim, aber er klopfte inkognito ;-). Der Besuch von Altkanzler Gerhard Schröder ist hingegen mit einem Schnappschuss in der Kioskhütte bildlich dokumentiert!
Unser wandern-mit-familie.de-Fazit: Sympatische Leute in dem Steinbruch, vernünftige Preise, schöne Funde – und die besten Geschichten erzählt ihr, wenn ihr daheim Eure Funde präsentiert. Mehr Infos zum Besuchersteinbruch findet ihr hier, und einige der schönsten Besucherfunde könnt ihr hier bestaunen!
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