Wie oft sind wir an dieser Autobahnausfahrt an der A7 schon vorübergefahren? Dass sich nur vier Kilometer entfernt ein UNESCO-Weltkulturerbe findet, noch dazu ein ausgesucht spannendes für unsere Kinder, haben wir erst jetzt mitgekriegt. Also auf zum Besuch im Archäopark Vogelherd nahe Stetten und der Autobahnausfahrt Niederstotzingen!
100.000 Jahre lang war die Vogelherdhöhle einer der wichtigen Orte der Steinzeit. Die Höhle ist nicht besonders groß, aber war doch eines der Zentren der damaligen Zeit. Man muss sich das einmal vorstellen: Wo heute ca. 20.000 Menschen in Deutschland leben, war gaaaaanz früher ein einziger Mensch seßhaft. Heißt also: Eine Höhle mit einigen Bewohnern war damals schon sowas wie eine Kleinstadt heute. Der Vogelherd gehört zum UNESCO-Welterbe „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ und ist eine der weltweit bedeutendsten Fundstellen der Steinzeitkultur. Das „Mammut vom Vogelherd“ ist das älteste vollständig erhaltene figürliche Kunstwerk der Menschheitgeschichte – und dass es nunmehr adäquat präsentiert wird, dafür sorgt das neue Besucherzentrum, das entstanden ist – mit einer „Schatzkammer für die Fundstücke“ und einem Freigelände, das unsere Jungs sogleich in den Bann zog.
Nachdem sich Timmi vom ersten Schreck erholt hatte (…ein lebensechter knieender Neandertaler aus Kunststoff hat ihn dann doch ein bisschen eingeschüchtert ;-) ), schlüpfte er dann auch schon in die bereitgestellten Felle und Fellschuhe aus der Steinzeit. Ein wahrlich haariges Vergnügen, das vor allem bei Regenwetter ein zweifelhaftes Vergnügen gewesen sein dürfte. Gleich nebenan: der Platz der Jagd. Hier gibt es Infos zu den Jagdwaffen und Jagdmethoden der Steinzeit – und vor allem dürfen die Jungs selber ausprobieren, wie mutig man dereinst sein musste, um ein Mammut zu erlegen und wie nahe man mit den Speeren und Speerschleudern ans Objekt der Begierde ranmusste, um überhaupt zu treffen… Allerdings: Ein erlegtes Mammut reichte dann auch 20 Steinzeitmenschen, um 60 Tage sattzuwerden!
Wie schnell bin ich?
Einige Meter bergan weiter gibt es die „Wie-schnell-bin-ich-Strecke“ – hier können Jonas und Timmi mit einer steinzeitlichen Lastenschleppe einen Parcours absolvieren. Da Timmi zwischenzeitlich noch auf Fossilienjagd geht, hat Jonas bei der Zeitmessung deutlich die Nase vorn. Beeindruckend, wie hart die Fortbewegung mit Lasten doch gewesen sein muss, bevor das Rad erfunden wurde und bevor es brauchbare Verkehrswege gab.
Weiter geht’s entlang von Tierspuren und Lauschstationen bis zum eigentlichen Mittelpunkt des Infozentrums, der Vogelherdhöhle mit ihren 100.000 Jahren Historie. Wir laufen durch, Timmi analysiert die Gesteinsschichten und orakelt, wo denn wohl der Schlafplatz der Neandertaler gewesen sein mag. Und schon stehen wir im Lager der Mammutjäger – hier werden verschiedene Behausungsformen der Eiszeit nachgebildet. Was an diesem sonnigen Aprilvormittag recht angenehm anmutet, mag in der Eiszeit eine eisige Sache gewesen sein: Im Winter war’s durchschnittlich 20 Grad kälter als heutzutage. Solche und ähnliche Informationen erhalten wir von den Infosteinen und durch das ausgeliehene Handy, mit dem man an QR-Codes Zusatzinfos ziehen kann – und was vor allem Timmi fasziniert!
Zum Grillen
Zum Abschluss gelangen wir noch an das Grabungsfeld, sichern uns zwei „Claims“ und graben solange, bis wir zwei Steinzeitknochen freigelegt haben. Wenigstens sind jetzt auch alle eingestaubt – wir haben also zweieinhalb wunderbare Stunden hinter uns. Wer’s weiß, der bringt sich Grillsachen mit (oder kauft sie am Parkcafé) und grillt sie an der Feuerstelle in der Mitte des Infozentrums. Ein würdiger Abschluss für einen interessanten und abwechslungsreichen Trip in die Steinzeit!